Mein Notebook hat eine Kamera im Deckel eingebaut. Damit kann man digitale Bildchen machen, die direkt auf der Festplatte gespeichert werden. Hört sich eigentlich ganz toll an, jedoch ist dieses System nicht wirklich zum fotografieren zu gebrauchen. Denn bis die Software gestartet ist, die die Kamera ansteuert, sind die selbstverständlich nur sprichwörtlichen Büffelherden meistens schon vorbeigelaufen.
Die Bilder auf der Festplatte stammen also größtenteils nicht von mir, sondern von allen möglichen Leuten, die dringend mal diese Kamera ausprobieren wollten. Weil es ist doch ganz schön toll, eine Kamera im Notebook zu haben.
Nur ein einziges Bild war jedoch tatsächlich toll, nämlich eines von einer Skulptur aus McDonald's-Trinkröhrchen vor einem Bankautomaten am Stuttgarter Bahnhof.
Aber eines Tages fuhr ich mit der Regionalbimmelbahn von Nordheim nach Stuttgart und in Lauffen stieg ein Mann ein, der kein Deutsch und nur wenig Englisch sprach. Er interessierte sich für mein Notebook. Ob das ein Computer sei. Und was man damit machen könnte. Und ob ich den verkaufen würde.
Da war ich natürlich froh und zeigte ihm erstmal Pacman. Und er spielte eine Weile, aber er wollte auch CAD sehen. Hab ich aber nicht. Dieser Kerl hatte scheinbar überhaupt keine Computer-Erfahrung. Er fragte mich nach Programmiersprachen und ob ich einen Computer-Kurs gemacht hätte. Ich zeigte ihm noch einen Soundtracker, damit konnte er jedoch nichts anfangen.
Aber kein Problem, denn er hatte die Kamera entdeckt; wollte also dringend ein paar Bilder machen. Dabei erwischte er jedoch versehentlich zuerst den Knopf zum Herunterfahren des Rechners. Als der wieder hochgefahren und die Kamera-Software gestartet war, machte er ein paar Bilder von sich. Das war zwar ein großer Spass, aber die Qualität der Bilder ließ zu wünschen übrig.
Der Fremde wollte also die missratenen Fotos vernichten ("I want them away!") und ich sagte, das sei ja garkein Problem, da müsste man nur auf diesen "Löschen"-Button draufklicken. Das klappte auch ganz gut, und nach wenigen Sekunden war die Hälfte meiner Bilder gelöscht. Auch das von der McDonald's-Trinkröhrchen-Skulptur. -- Ich dachte nur: Wie kann man so doof sein und jemandem ohne jegliche Computer-Erfahrung als *erstes* die Lösch-Funktion zeigen?!
Schnell riss ich das Notebook an mich und schaute in den Desktop-Mülleimer, aber da waren die Bilder auch nicht mehr drin. Also schaltete ich den Rechner schnell aus, damit ich die Daten zu Hause mit entsprechenden Programmen wieder herstellen könnte.
Der Fremde verstand überhaupt nicht, was los war. Nachdem ich eine Weile verzweifelt auf ihn eingeredet hatte, wurde ihm wohl klar, dass er irgend etwas falsches getan haben musste. Er entschuldigte sich und beteuerte, dass er das nicht gewollt hatte und sein Name sei Ailo und er fahre gerade zur Universität und ob ich da auch hinführe und vielleicht sähen wir uns ja mal wieder und ich sei ja so ein höflicher Mensch und ...
Jedenfalls habe ich dieses eine Bild nun doch noch retten können. Hier ist es:
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Aus diesem Erlebnis lassen sich die folgenden Lehren ziehen: