Im Rahmen meiner Tätigkeit für AGI gegen Ende der ersten dot.com-Blase 2001, half ich als Gestalter/Programmierer das Projekt Europhie zu realisieren. Ich war für Frontend- und Backend-Programmierung, Datenvisualisierung und "Community-Features" zuständig. Im Jahrbuch der Werbung wurde es sogleich zur Internetkampagne des Jahres gekürt.
Von alledem sind jedoch nur ein paar unscharfe Screenshots übrig geblieben:
Die alsbald ihrer geliebten D-Mark beraubt werdenden Deutschen duften hier ihre Meinung zur Einführung des Euro abgeben. Dazu sollten sie ein paar interaktive Psychotests machen, aus deren Ergebnissen wurde die Position eines Punktes auf einer Matrix generiert. Alles mit ganz viel Gefühl, wie man es eben in der Reklamebranche so macht.
Das Projekt war technisch aufwändig und machte optisch einiges her: Lauter Gefühls-Bläschen, die kontrovers diskutierten Positionen wurden immer größer, mit einem coolen Zeitschieber konnte man die Entwicklung der Datenbasis über die Zeit ziemlich flott nachvollziehen, es gab sogar Ajax-ähnliche Funktionen bei der Bewertung von Diskussionsbeiträgen. (Kompatibel mit Netscape 4!!)
Inhaltlich hingegen war alles etwas fragwürdig, denn als das Projekt kurz vor der Euro-Einführung in Deutschland ans Netz ging war es natürlich schon längst auf höchster politischer Ebene entschieden, dass der Euro kommen würde. Der vom Projekt verbreitete Schein, dass die eigene Stimme etwas zählte oder gar etwas bewirken würde, war bestenfalls zynisch. Dennoch schrieben sich tausende Nutzer um Kopf und Kragen, brachten Argumente für und gegen den Euro, diskutierten angeregt, bewerteten gegenseitig ihre Beiträge und amüsierten sich allgemein gesprochen prächtig ... denn dass man auf einer kommerziellen Webseite als Benutzer selbst etwas schreiben durfte war im Jahre 2001 der ganz große Knaller.